(Red.). Otelo de Cavalo und 28 andere Gefangene wurden am 18.5.1989 nach 5-jähriger Untersuchungshaft freigelassen. Im Februar hatte der portugiesische Verfassungsgerichtshof das Urteil gegen ihn und seine Genossen wegen verfassungs- und menschenrechtswidriger Verfahrensmängel aufgehoben.
Otelo war führend an der Nelkenrevolution von 1974 beteiligt, die Portugal von der fast 50-jährigen faschistischen Diktatur befreite und die schnelle Unabhängigkeit der portugiesischen Kolonien in Afrika ermöglichte. Nach der Revolution wurde er, den sich wieder sammelnden bürgerlichen Kräften, bald unbequem, da er von den Ideen der Nelkenrevolution nicht abrücken wollte.
1984 wurden Otelo und seine Genossen mittels eines Antiterrorgesetzes nach bundesdeutschem Vorbild allein wegen ihrer Gesinnung zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.
In Portugal wurde der Fall wegen der Popularität Otelos jahrelang totgeschwiegen. So verloren jene Journalisten, die sich nicht an den Maulkorberlass in den Redaktionen hielten, bald ihren Job. Erst nach einer internationalen Solidaritätskampagne wurde der Fall auch in Portugal wieder diskutiert und die Aufhebung des Urteils damit erst ermöglicht. Nach portugiesischem Gesetz müsste jetzt das Verfahren in zweiter Instanz wieder aufgenommen werden. Doch wird dies aus mehreren Gründen nicht so leicht möglich sein:
Erstens ist der Bann des Schweigens über die Affäre auch in Portugal gebrochen, zweitens wurde mit den Ideen der Nelkenrevolution bereits gründlich abgerechnet. Und drittens wird ein neuerlicher Prozess kaum möglich sein, da sich das jetzt aufgehobene Urteil hauptsächlich auf die Aussagen zweier gekaufter Kronzeugen stützte, die sich so mit ihrer Aussage Straffreiheit und eine neue Identität im Ausland "erkauften". Da diese Kronzeugen juristisch nicht mehr existieren, ist ein neuer Prozess nicht zu erwarten.
Kronzeugen existieren nicht mehr