Oriana Fallaci, Ein Mann

Griechenland: Land der Sonne, "no problem", Urlaubsziel für Jung und Alt, bürgerlich und alternativ. Nur wenige wissen, dass Griechenland in den späten sechziger / frühen siebziger Jahren von einer Militärjunta regiert wurde. Kaum jemand interessiert sich für die jüngste Geschichte dieses Landes.
Da gab es zum Beispiel Alekos Panagoulis, trotzköpfiger Kämpfer gegen die Diktatur, nach einem Attentatsversuch auf den Diktator zum Tode verurteilt, aufgrund internationaler Interventionen zu lebenslanger Haft begnadigt und schließlich nach Jahren von Folter und Kerker 1973 freigelassen. Er ging nach dem Exil in die politische Opposition und wurde durch einen mysteriösen Verkehrsunfall 1976 aus der Welt geschafft.
Oriana Fallaci, die Autorin, war längere Zeit mit Panagoulis liiert. Sie kann daher keinen Heldenroman im ursprünglichen Sinn schreiben, sondern sie zeichnet einen Menschen mit all seinen Vorzügen und Schwächen, und neben politischen Problemen auch die Probleme einer Mann-Frau (beziehungsweise Frau-Mann) Beziehung. Sie zeichnet ein anderes Griechenland als wir es von gen Werbeprospekten kennen; sie beschreibt ein System, das seine Gegner vernichtet, das Scheitern von Widerstand und den Sieg des Populismus, ein System, das unseres sein könnte. Diese Umstände machen das Buch so lesenswert und die Auseinandersetzung mit Personen und Inhalt so gewinnbringend.