Die Gesellschaft der kritischen Psychologinnen und Psychologen legt in ihrer Schriftenreihe den dritten Band vor: In Diskussionsprotokollen und theoretischen Aufsätzen wird versucht, eine "andere" Position zum Thema Strafvollzug einzunehmen.
Viele der bearbeiteten Probleme sind vor allem fachspezifisch, so dass Nicht-Psychologen diese Aufsätze weniger interessant oder gewinnbringend finden werden, zum Beispiel die Kritik am Konzept der "Totalen Institution" im ersten Aufsatz des Buches. Dieser ist so theoretisch und so vollgepackt mit Fachwissen und Zitaten, dass die Rezensentin, obwohl wohlwollend gestimmt, sich nur mühsam damit zurechtfand.
Um vieles zugänglicher (weil aus den Erfahrungen der Praxis entwickelt) ist der Artikel des Leiters der Sonderstrafanstalt Favoriten, W. Werdenich, der die "zweifelhafte" Tätigkeit von PsychologInnen im Strafvollzug thematisiert. Er folgert aus dem ''Ziel und Zweck" des Strafvollzugs, dass es gerade für PsychologInnen zwei mögliche Haltungen zu ihrem Job im Gefängnis geben kann: Sie können sich auf die Seite der Institution stellen und für einen reibungslosen Ablauf im Alltag des Gefängnisses sorgen oder sie können sich auf die Seite der Gefangenen stellen und vor allem ihnen helfen. In jedem Fall aber ist die Stellung des "Helfers" problematisch - vor allem für die Helfer. Mit viel Sachkenntnis und großem Materialreichtum haben Baumgartner/Maver eine kurze Studie zur Sozialgeschichte des Frauenstrafvollzuges in der zweiten Republik verfasst, aus der JuristInnen nicht nur Historisches lernen, sondern auch Erkenntnisgewinn über die Fragwürdigkeit der Ziele sowie der Methoden des heutigen Strafvollzuges ziehen können.
Insgesamt lässt sich dieses Buch als Dokumentation eines nichtjuristischen Blicks auf ein Thema abseits des juristischen "Mainstreams" wirklich empfehlen.
Brennpunkt Strafvollzug
Weitere Details zum Artikel:
Schriftenreihe Band 3 der GkPP, Brennpunkt Strafvollzug.