Farblosigkeit setzt sich als Wahlkampfstil durch. Wenn Birgit Bolognese-Leuchtmüller den diesjährigen Wahlkampf im Falter unter dem Titel "Apo - wie apolitisch" kommentiert, so hat sie damit fast recht. Die Erbärmlichkeit und muntere Inhaltslosigkeit mit der die Studierenden heuer beschämt wurden, sucht in der Tat ihresgleichen. Beschränkte sich doch nicht nur die dominierende ÖVP-AG auf das Verteilen von Schweißtüchern und Äpfeln, die einem/r neben den Fotos der SpitzenkanditatInnen sauer aufstoßen ließen. Aber dennoch, mit den Minimalerfolgen degenerierter Stellvertreterpolitik konnte sie das Sprichwort, dass der dümmste Bauer allemal die größten Kartoffeln erntet, einmal mehr beweisen. Ein weiteres Lehrstück in Sachen Informationszynismus lieferten sie mit der Uni Aktuell Postille, in der ihnen kein Mittel zu billig war, das Ergebnis der Wahl in eine Bestätigung ihres WählerInnenbetruges umzulügen. Nun denn. Viel schlimmer ging es da ihren, sich offener deklarierenden Spießgesellen der Jes. Ihre lockeren Europasprüche und ihre Forderung nach Abschaffung des ÖH-"Zwangsbeitrages", die ihre sonstigen wahlpolitischen Peinlichkeiten zurückdrängten, provozierten geradezu den Schuss ins Knie", den sie mit einer Reduzierung von 9 auf 4 Mandaten im HA auch prompt bekamen. Es soll unser Schaden nicht sein, haben sie doch in Zukunft mehr Zeit, sich auf Habsburgerbegräbnissen und ähnlichen Lustbarkeiten zu profilieren. Den Blick bis zum äußerst rechten des politischen Spektrums weiter schweifen lassend, gelangen wir zum FSI, vormals RFS. Nachdem man die Spitzenkandidaten mit den ärgsten Schmissen gegen pflegeleichte Bubigesichter ausgetauscht und den Namen gewechselt hatte, war der Weg frei in die III. Republik auf Hochschulboden. Ein halbskandalöser Haiderauftritt auf der WU (dessen Dokumentation dem profil mehr Platz wert war als die Vorstellung aller Fraktionen zusammen) und ein massiv aufgestocktes Wahlkampfbudget gepaart mit aufgewärmten Feindbildern von gestern ließen Schlimmeres erwarten.
Die fortschrittlichen Fraktionen gingen allgemein als Sieger hervor. Auffällig sind allerdings die Verluste des VSStÖ. Ihm wäre es wohl besser zu Gesicht gestanden, statt auf zweckdienliche Hinweise wie "Papa brennt" usw. mehr auf die Zusammenarbeit mit der betroffenen Basis zu setzen, wie z.B. die Abgabe eines Mandates an Muki di Rui auf unserer Fakultät beweisen. Man/frau könnte aber auch hier davon ausgehen, dass die Linke elefantengleich - sich als gedächtnisstärker als der Durchschnitt verhielt und der Heiße Herbst noch nachwirkte. Auch das Umschlagen der Bundespolitik auf Hochschulebene könnte ins Treffen geführt werden - doch der Kaffeesatz den Auguren.
Eindeutiger Trittbrettfahrer der Grünen im Parlament waren die VGÖS, deren beachtlicher Wahlerfolg nicht zuletzt ihren KanditatInnen unerwartet in den Schoß fiel. Geflissentlich vertuscht wurden die Erfolge des KSV, der mit seiner gewerkschaftlichen Orientierung und kontinuierlicher Präsenz satte Stimmengewinne erzielen konnte.