Die Zeitschrift "Kritische Justiz" legt als Herausgeberin einen schönen Band vor, in dem 41 Kurzbiographien streitbarer JuristInnen vorgestellt werden. Die Herausgeber wollen mit diesen Lebensgeschichten zeigen, dass die antidemokratischen und autoritären Strukturen der Juristen in der Weimarer Zeit und danach, bis hin zur Ansicht deutscher Gerichte, dass friedliche Ausübung demokratischer Rechte gewalttätige Nötigung sei, nicht die einzige Tradition deutscher Jurisprudenz ist. Es hat immer auch Männer und Frauen gegeben, die sich aus den "Idealen der Aufklärung" heraus auf die Seite der Opfer gestellt haben, und die dabei selber oft genug Opfer geworden sind. Zum Beispiel Hans Litten: Er trieb in einem politischen Prozess den als Zeugen vorgeladenen Hitler so in die Enge, dass er rot im Gesicht und schreiend den Gerichtssaal verließ. Litten bezahlte dafür mit unvorstellbaren Leiden im KZ und mit seinem Leben. Zum Beispiel Elisabeth Seibert: Ihrem Einsatz ist es zu verdanken, dass im deutschen Grundgesetz die Gleichheit von Frau und Mann in ganz unmissverständlicher Form aufgenommen wurde. Der Bogen der Beschriebenen spannt sich von E.T.A. Hoffmann bis zum ehemaligen Bundespräsidenten der BRD Gustav Heinemann, und er bietet damit auch einen spannenden Beitrag zur Rechtsgeschichte, die ja vor allem von Juristen "gemacht" wird.
Sorgfältige Redaktion, großes Engagement und Fachwissen der AutorInnen der Beiträge machen den Band zu einem echten Vergnügen für historisch und kritisch interessierten JuristInnen.
Erschienen im Nomos Verlag, Baden Baden, 1988 (ca. 350.- ÖS)
Kritische Justiz