StudentInnen streiken in Italienin

Seit November streiken in ganz Italien die StudentInnen für bessere Studienbedingungen und Mitbestimmungsrecht. Als Symbol für ihren Kampf wählten sie den schwarzen Panther, der vor wenigen Monaten in Rom ausbrach und sich weder von Jägern noch von der Polizei unterkriegen ließ.

Anstoß für die Protestbewegung, die seit November Schulen und Universitäten in ganz Italien erfasst hat, ist ein Gesetzesentwurf des sozialistischen Bildungsministers Ruberti. Das "legge Ruberti" sieht eine verstärkte Drittmittefinanzierung der Universitäten vor, sowie eine zweitklassige, verkürzte Ausbildung in Diplomlehrgängen. Die Bestrebungen der italienischen Regierung - "Reformentwurfen" hierzulande nicht unähnlich - entsprechen zwar EG-Richtlinien, werden aber von den StudentInnen als "Konterreform" zurückgewiesen. So sehen sie sie Selbständigkeit der Universitäten im sogenannten "Autonomiegesetz" gefährdet, sollen doch die Drittmittelfinanciers (vorzugsweise aus dem EG-Kapital) nicht "nur" die Forschung, sondern auch Sitz und Stimme im entscheidenden Universitätsorgan, dem senato academico erkaufen können. Der StudentInnensenat hat in diesem Organ, das über die Verteilung der finanziellen Mittel an Unis entscheidet, nur beratende Funktion und daran soll sich nach dem Willen des Bildungsministers nichts ändern.

Die StudentInnenbewegung bleibt nicht nur auf die Abwehr der Konterreform beschränkt, sondern rüttelt an allen Missständen des Studiums und des studentischen Lebens. Das italienische Nord-Süd-Gefälle der Unis ist unerträglich und wird sich, so wird befürchtet, weiter zuspitzen, dem sicherlich wird eher in die bessergestellten Hochschulen im Norden investiert als in die vor allem literatur- und sprachwissenschaftlichen Universitäten im Süden. Der studentische Anteil der Jugendlichen zwischen 19 und 24 Jahren geht ständig zurück und liegt derzeit bei 13,8%. Davon schließt nur ein Drittel das Studium erfolgreich ab. Schuld sind das schikanöse Prüfungssystem und die finanzielle Notlage der meisten Studierenden. Rund die Hälfte ist gezwungen, permanent zu arbeiten, Studienbeihilfen sind mehr als dürftig.

Eine wichtige Forderung lautet daher auf Errichtung eines echten Stipendiensystems.
Seminare und Übungen können zwar besucht werden, sind jedoch sinnlos - was zählt, sind einzig und allein große Prüfungen, wofür in den meisten Fächern jährlich nur drei Termine angeboten werden. (In Palermo wurden jetzt neun erstritten.)
Trotz der Dimension, die die StudentInnenbewegung erreicht hat, hat es die Regierung bisher abgelehnt, direkte Gespräche mit den Aufmüpfigen zu führen. Ende Februar versuchte Ruberti seine Vorschläge modifiziert anzubieten: Wahlrecht der StudentInnen im Senat und in den Fakultätsräten, aber nur über organisatorische Fragen des Unterrichts, sonst weiterhin nur konsultative Funktion, dafür sollen sie aber Rektor und Dekane wählen dürfen. Die StudentInnen lehnten dieses Manöver ab: "Die Gesetzesvorschläge der Regierung haben das demagogische Ziel, die Studenten zu verwirren. Die Strategien der Politiker, die bis zum heutigen Tage nicht erkennen und nicht sehen wollen, dass die Universität in ihrer Ganzheit in Bewegung ist, bekräftigen nochmals, was für eine Gefahr von dieser Regierung ausgeht."

Sie wollen sich nicht einfangen lassen: "Der Panther sind wir!"

 

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Bearbeitet aus: Anna-gramm Nr. 4190, Bulletin der Telefonzeitung "Anna" - herausgegeben von Hochschülerschaft der TU Wien.
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