Die weltweite Offensive der Moralapostel konnte die Liberalisierung der Pornographie nicht aufhalten. Einige "Porno-Barone" machten sich früh den technischen Fortschritt der Medien und die Internationalisierung von Herstellung und Vertrieb zunutze. Sie dominieren die ständig wachsende Branche mit weltweiten, jährlichen Einnahmen von 5-10 Billionen Dollar ... PORNGOLD.
Die Geschichte der Pornographie
Die Geschichte der Pornographie verläuft parallel zur Geschichte der Medien. In Malerei und Zeichnungen wurden eindeutige sexuelle Aktivitäten dargestellt - von Höhlenmalereien über die erotische Kunst des Orients, die Kupferstiche des 18. Jahrhunderts bis zu Dali, Hundertwasser und Picasso. Alte Kulturen weltweit befassten sich in Keramiken und Tonfiguren mit dem Thema (z. B. die Griechen des 4. Jahrhunderts v. u. Z.). Mit Pompeji von 79 v. u. Z. blieb die öffentliche Verehrung menschlicher Sexualität erhalten.
Mit der Ausbreitung des Christentums ging im Westen die erotische Kunst und Kultur unter. Anders im Hinduismus, wo sie religiösen Zwecken diente, und im alten China, wo sie zur Unterhaltung, medizinischen Ausbildung und Sexualerziehung genutzt wurde. In Japan florierte die Pornographie, bis Missionare und westliche Geschäftsleute eintrafen. Seither ist das Zeigen von Schamhaaren auf Fotos und Zeichnungen verboten - egal, was wie deutlich dargestellt wird.
Die Anfänge der Pornographie werden ca. 1650 mit den Büchern "La Puttana Errante", "L'Ecole des filles" und "Isatya" festgelegt. Bald in alle westlichen Sprachen übersetzt, blieben sie wegen der ausführlichen Beschreibung aller sexuellen Praktiken, dem Fehlen von Emotionen, Moral und künstlerischen Werten, der monotonen Wiederholung und ständigen Übertreibung von Pornos und Sexinteresse Aktivitätsvorbilder für Porno-Fotos und -Filme bis ins 20. Jahrhundert.
Entwicklung der Pornographie in der Moderne
Durch die hohen Kosten (später ergänzt mit Illustrationen) und das Analphabetentum blieb die Lektüre ein geheimer Zeitvertreib der Wohlhabenden. Mittlerweile kommen sehr anschauliche Beschreibungen von Sexszenen in der Weltliteratur vor. Geschriebene Pornographie hat sich in den verbotenen Bereichen Sklaverei, Sado-Masochismus und Kinderpornographie erhalten, angereichert mit harten Pornozeichnungen. Diese Themen finden sich auch in speziellen Stripcartoonheften.
Mit der Verbesserung der Fototechnik wurden bald Fotos von weiblichen Akten und Geschlechtsverkehr massenhaft hergestellt. Die Verbreitung an eine breite Käuferschicht führte zu gesellschaftlicher Empörung und Verboten. 1874 wurden bei einer Razzia im Londoner Wohnsitz des rechtzeitig geflohenen Henry Hayler mehr als 5000 Negative entdeckt, von denen über 130.000 Abzüge hergestellt wurden. Hayler stellte hauptberuflich Pornofotos her, leitete ein Familienunternehmen mit einer Kette von Verteilern (Buchhändlern) und reisenden Verkäufern, benutzte die modernste reprografische Technologie und vertrieb seine Fotos in ganz Europa und Nordamerika. Damit hatte er bereits alle Merkmale der Pornobarone des 20. Jahrhunderts.
Pornographie im Zeitalter der Industrialisierung
1967 brachte der Schwede Berth Milton mit dem ersten "harten" Pornomagazin "Private" heraus, das noch immer oberster Standard ist, in einer unerreichten Auflage von 100.000 Stück. Es folgten die Brüder Theander aus Dänemark (Color Climax). Bis 1987 wurden allein in Europa 250 Millionen Stück dieser "one-handed"-Magazine verkauft. Jährlich kommen ca. 1000 Magazine heraus mit einer durchschnittlichen Auflage von 50.000 Exemplaren - dafür werden weltweit 700 Millionen DM ausgegeben. Übliche Erstauflagen liegen bei 5000 Stück. Etablierte Magazine bringen 5 bis 40.000 Stück (und mehr durch Nachdrucke). Produktionskosten (abhängig von Anzahl der Stories, Auflage, Qualität etc.) betrugen 1987 durchschnittlich 2,80 DM, der Endpreis lag bei 12,50 DM; davon erhielten 5 DM der Hersteller, 5 DM der Einzelhändler und 2,5 DM der Großhändler.
Die ersten Herrenfilme wurden 1896 gedreht. Das Geschäft blieb jedoch im Untergrund bis 1972, als "Deep Throat" für die internationale Kinoszene freigegeben wurde. Der Film spielte über 100 Millionen US-Dollar ein und wurde 500.000-mal als Video verkauft. Heute werden mindestens zwei Pornofilme pro Woche hergestellt, das sind 17% der gesamten US-Filmproduktion. 200 "Pussycat" und andere Filmtheater spielen mit 2 Millionen Besuchern wöchentlich 750 Millionen US-Dollar im Jahr ein.
Das Aufkommen der Pornovideos
Pornographische 8mm-Filme, sogenannte "100p" (10-Minuten-Streifen orientiert an der Physiologie des Mannes und der Technik der Heimprojektoren), bereiteten die Videorevolution vor. Mehr als 10.000 dieser "loops" wurden gedreht. Allein die Brüder Theander kopierten von 1969-1979, als diese Technik überholt war, 8 Millionen Stück. Mehrere "loops" auf einer Videokassette zusammengeschnitten brachten der Filmindustrie schwere Einbußen. Videos erreichen ein viel größeres Publikum durch Verkauf und Verleih in Sexshops und Videotheken, den Verkauf im Softcover sogar in Tankstellen, sowie die Ausstrahlung in Privat-TV-Anstalten. Die Pornobarone reagierten rasch und produzieren allein in Los Angeles täglich ein "Sexvid" (meist mit 5-6 heterosexuellen Szenen und einer lesbischen) zu ca. 60 Minuten in einem Drehtag - ab ca. 15.000 US-Dollar. BRD-Produktionskosten lagen bis 500.000 DM.
Der Porno-Markt und seine Schlüsselakteure
Ein Dutzend Schlüsselfiguren, die meist noch Konflikte mit den Gesetzen hatten, beherrschen mehr als die Hälfte des Pornogeschäfts. Aber auch Neulinge mit viel Kapital können noch einsteigen. Eine der wenigen Frauen im Pornogeschäft ist Beate Uhse, die 1946 mit einem Wandergewerbe begann. 1962 gründete sie den weltweit ersten Sexshop, das "Sexinstitut für Ehehygiene". 1981 spalteten sich Versand und Publikation aus der AG ab. Mit ihrem Sohn betreibt sie 30 Sexläden, 14 Kinos, einen Filmverleih und hat die Rechte an mindestens 120 Sexfilmen. 1987 machte sie 90 Millionen DM Umsatz.
Erst mit der Legalisierung 1974 gründete Georg Schnlitt mit seinen Söhnen die "zBF Vertriebs GmbH" in Schienstein, Hessen. Der zweitgrößte Großhandelsvertrieb für Pornos und Sexhilfen in Europa nimmt jede Woche ca. 50 neue Artikel und 17 Videos ins Programm. Der Umsatz (1987) betrug mehr als 100 Millionen DM, wovon 10% in der BRD abgesetzt wurden.
Die Kunden
Nach der Legalisierung gibt es ein paar Jahre mit hoher Nachfrage, die sich dann einpendelt. Auf einen regelmäßigen Pornokäufer kommen zwölf, die sich so etwas einmal und nie wieder ansehen. Trotzdem wird immer mehr abgesetzt, da neue Märkte erschlossen wurden - zuerst in Südeuropa, dann Südamerika, zurzeit die Oststaaten. Hauptkonsumenten sind junge, gesunde Männer, Paare und Frauen (30%), die für die Verwirklichung ihrer sexuellen Fantasien gerne zahlen. Diese sind meist nach dem Schema: einsame Hausfrau, zufällige Begegnung und Big Boss - immer die gleichen Handlungsabläufe, häufig in der Welt der Exotik und des Luxus.
Die Darsteller
Die meisten Darstellerinnen sind im Alter von 18 bis 22, bleiben nur ein Jahr und machen für Geld oft, was sie privat nie machen würden. Niemand wird gezwungen. Wenige bringen es mit der Zeit zu Starruhm. Sie fühlen sich nicht entwürdigt, sind eher stolz, manche bezeichnen sich als Emanzen, alle fühlen sich sozial missachtet. Männer mit besonderen Dimensionen und Schnelligkeit bleiben 10- 15 Jahre. Die Bezahlung und das Verhältnis zu Drogen ist genauso unterschiedlich wie in der normalen Filmbranche. Nur 100 Darstellerinnen in den USA können davon leben.