Der Wiener Notruf sucht seit 1986 jährlich beim Bundesministerium für Justiz um Subventionen an. Stereotype Antwort des Ministeriums: "Wir bedauern ... ". Und das, obwohl die MitarbeiterInnen des Notrufs seit nunmehr 8 Jahren Frauen unter anderem auch juristisch beraten.
Der Wiener Notruf existiert seit 1981 und betreut seitdem vergewaltigte Frauen und Mädchen. Unsere Arbeit umfasst medizinische, juristische und psychologische Beratung. Ebenso begleiten wir Betroffene zu Polizei, UntersuchungsrichterIn und zu Gerichtsverhandlungen - zu Institutionen, in denen Frauen sehr oft nochmals Gewalt angetan wird, sei es, weil ihnen entweder das Erlebte nicht geglaubt wird, oder sie mit den bekannten frauenfeindlichen Mythen über Vergewaltigung konfrontiert werden.
Ein zweiter Schwerpunkt unserer Arbeit ist die Öffentlichkeitsarbeit So organisieren wir Informations- und Diskussionsveranstaltungen zum Thema "Gewalt gegen Frauen" in Schulen, Jugendzentren und Volkshochschulen. Ebenso versuchen wir in den Medien präsent zu sein. Die verstärkte Öffentlichkeitsarbeit besonders der letzten 3 Jahre- so haben wir z. B. einen Kinospot gedreht - hat unseren Bekanntheitsgrad erhöht, und damit ist auch die Zahl der Frauen und Mädchen enorm gestiegen, die uns als Beratungsstelle in Anspruch nehmen.
Die Betreuung der Frauen und Mädchen ist selbstverständlich kostenlos, die Arbeit jedoch nicht allein aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden finanzierbar. Wir sind daher von Subventionen abhängig, um die jedes Jahr aufs Neue angesucht werden muss, und es jedes Jahr wieder unklar ist, ob und wieviel Geld zur Verfügung stehen wird.
So wurden wir 1988 von 4 Ministerien unterstützt: den Ministerien für Soziales, Familie, Unterricht und Gesundheit. Mit der Gemeinde Wien gibt es eine Vereinbarung, nach der uns die Gemeinde mit der gleichen Summe subventioniert wie der Bund.
1989 strich uns das Gesundheitsministerium jegliche Subvention und war auch mit dem Hinweis darauf, dass Gesundheit ein sehr umfassender Begriff ist, der körperliches, psychisches und soziales Wohlbefinden miteinschließt, nicht bereit, uns zu unterstützen.
Das Familienministerium kürzte um die Hälfte, was zur Folge hatte, dass auch die Subvention der Gemeinde nur halb so hoch war wie im Vorjahr.
Das Justizministerium bedauerte ebenfalls, wie auch schon in den Jahren zuvor, uns nicht unterstützen zu können.
Der Weiterbestand des Notrufs war also bis vor kurzem noch gefährdet. Durch eine groß angelegte Spendenaktion und massive Öffentlichkeitsarbeit ist es uns jedoch gelungen, wenigstens für 1990 die Weiterführung unserer Arbeit zu gewährleisten.
Es wird aber sicher nicht möglich sein, auch in Zukunft so viel Energie und Arbeit in den finanziellen Überlebenskampf zu investieren.
Wir fordern daher von der Gemeinde Wien ein fixes Budget und fordern auch besonders die Ministerien auf, in deren Zuständigkeitsbereich wir fallen, wie das oben schon genannte Gesundheits- und das Justizministerium auf, ihre Zuständigkeit wahrzunehmen.
Wir wollen unsere Energien sinnvoll einsetzen im Kampf gegen Vergewaltigung und Gewalt gegen Frauen allgemein.