Angeblich hat das Bedenkjahr 1988 den ÖsterreicherInnen ja was gebracht hat. Angeblich hat sich das Geschichtsbild der Herren Österreicher wirklich geändert. Konsequenterweise müsste sich dann ja auch der Umgang mit der Geschichte ändern - oder bin ich naiv? Im Juridicum scheint sich in dieser Hinsicht in den Köpfen der Verantwortlichen (wer mag das wohl sein?) wenig getan haben. Im Sommer irgendwann fiel zum ersten Mal eine Tafel auf, die im Untergeschoss bei den Hörsälen - wie aus der Wand gewachsen - auf einmal da war. Für "Kämpfer für Recht und Gerechtigkeit" und für diejenigen unter den Juristen, die sich von der "Unrechtsherrschaft" nicht vereinnahmen lassen, hängt diese Tafel im Keller der Ausbildungsstätte der heutigen JuristInnen. Natürlich wurde die Tafel baldigst beschädigt - sie ist bis heute nicht repariert worden. Die Orte des Gedenkens haben nicht nur topographische Bedeutung, sie sind auch Symbole für das Verhältnis der Gedenkenden zu jenen, denen die Erinnerung gelten soll. Ob Gedenken im Keller möglich ist? Kann Erinnerung sich im Klima der Lüftungsanlage entwickeln? Der Ort dieser Tafel lässt eher darauf schließen, dass das Andenken und die Erinnerung an Kämpfer den geistigen Vätern der Tafel die Schamröte ins Gesicht treibt und dass sie diese lieber verbergen wollen. Auch der Text legt nahe, dass die Verantwortlichen eine gewisse geistige Anstrengung darauf verwendet haben, Peinlichkeiten zu vermeiden. Wäre der Text deutlicher ausgefallen, hätte man vielleicht manchen "alten und verdienten" Kollegen etwas auf den Schlips treten müssen - und sowas kann man doch nicht machen, oder? Das führte quasi automatisch .zu einer anderen Peinlichkeit: Selten haben wir ein solch verschleierndes Blabla gelesen. Genau verstanden, erinnert die Tafel an eine Zukunft, in der Kämpfer für Recht und Gerechtigkeit in einer Zeit nationalsozialistischer Unrechtsherrschaft aufstehen werden . Und das werden sie ja nicht gewollt haben?
Im Keller