(SZA, kinag). Unter dem Eindruck des völligen Versagens der internationalen Drogenfahnder - unter Ronald Reagan wurde Marihuana zum erfolgreichsten Agrarprodukt der USA - und unter dem Eindruck des Elends, das die polizeiliche Verfolgung gerade für die Drogenkonsumenten bewirkt, fordert die "Schweizer Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände (SAJV)" ein Umdenken in der Drogenpolitik. Die Anregung zur Initiative der Schweizer Jugendlichen lieferte eine im Jahr 1986 vom Bundesamt für Gesundheitswesen durchgeführte Umfrage unter Drogenfachleuten. Einzig die Experten der Strafverfolgungsbehörden lehnten eine Liberalisierung des Betäubungsmittelgesetzes mehrheitlich (12 zu 2) ab. Justizvertreter (6 zu 5), soziale Institutionen (13 zu 3), Drogentherapeuten (42 zu 12) und Drogenberater (46 zu 1) traten mehrheitlich für Reformen ein. An der Spitze der Wunschliste stand die Differenzierung zwischen harten und weichen Drogen. Die Drogenstudie der SAJV geht zwei Jahre später einen Schritt weiter. Aus der eigentlich banalen Einsicht, dass Drogenprobleme thematisiert statt tabuisiert werden müssten, folgerten sie, dass gerade die Rituale der Drogenfahnder jede öffentliche Diskussion abwürgen. Dies sei ein schlechtes Zeichen für eine Gesellschaft, die nur Suchtformen akzeptiere, die sich zum Schaden der Allgemeinheit auswirken, vom Alkohol bis zum Auto. In dem programmatischen Papier wurden daher langfristig eine staatlich organisierte Abgabe von psychotropen Substanzen zur Austrocknung des illegalen Handels, angefangen beim Heroin-Ersatz Methadon, sowie die schrittweise Legalisierung von Cannabis-Produkten verlangt. In dieselbe Kerbe schlägt das kürzlich in Basel gegründete "European Movement For Normalisation of Drug Policy". Dessen Präsident Marco Ronzani, Mitarbeiter des Max-Planck-Institutes für ausländisches und internationales Strafrecht, verlangt eine Drogenpolitik, die auf Vermeidung einer Aussonderung und Verelendung von Drogengebrauchern durch Kriminalisierung ausgerichtet sein sollte. Die Organisation sieht die Gefahr, dass die Regierungen, da der Markt psychotroper Substanzen polizeilich unmöglich kontrolliert werden kann, Schritt für Schritt Rechtsstaat und Menschenrechte opfern. Der Kanton Bern ist der Jugendforderung inzwischen weitgehend entgegengekommen: Der Berner Regierungsrat spricht sich für die Aufhebung der Strafbarkeit des Drogenkonsums und die Legalisierung der Beschaffung von Marihuana und Haschisch aus.
Initiative der Jugendverbände