Das Institut für Kirchenrecht der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien war in der angenehmen Position, nach 1945 beinahe unbelastet in die Zukunft aufbrechen zu können. 1938 war der gesamte habilitierte oder habilitationsbereite Nachwuchs aus der Universität gerissen worden und kehrte erst nach Kriegsende zurück. Dabei wird jedoch nur allzu leicht übersehen, dass das Institut zwar keine erhebliche Affinität zur NSDAP erkennen lässt, aber ein bemerkenswertes Naheverhältnis zu Regierung und Beamtenapparat der autoritären Kanzlerdiktatur aufweist. Wie dieses Verhältnis konkret aussah bzw wo die Lehrer des Kirchenrechts 1933–1938 ideologisch zu verorten sind, wurde bislang nicht untersucht. Der vorliegende Text will sich diesem Forschungsfeld anhand biographischer Aufrisse annähern und Forschungsperspektiven für die Zukunft aufzeigen bzw etablierte Narrative in Frage stellen.
Die Lehrer des Kirchenrechts der Wiener Rechtswissenschaftlichen Fakultät in der autoritären Kanzlerdiktatur 1933–1938